In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen Methoden, die Sie bei der Erstellung Ihrer Digitalisierungsstrategie unterstützen. Er setzt den Artikel „Vor dem Digitalisierungs-Vorhaben kommt die Strategie“ fort, in dem wir den grundsätzlichen Aufbau einer Digitalisierungsstrategie erläutern.
Die Methoden folgen einem Phasenmodell zur Digitalisierungsstrategie. Dabei gehört die Projektplanung streng genommen nicht mehr zur Strategie, sondern zum Projektmanagement.
Analyse der internen Ist-Situation und Umfeld-Analyse
1. Geschäftsprozessanalyse
Ziel: Die Prozessanalyse untersucht systematisch Geschäftsprozesse, um Schwachstellen zu finden und Potenziale für die digitale Transformation zu erkennen.
Beschreibung: Bei der Prozessanalyse dokumentieren und analysieren wir bestehende Geschäftsprozesse detailliert. Dies geschieht oft in Workshops, in denen Qualitätsmanager und externe Berater zusammenarbeiten. Ziel ist es, ineffiziente Abläufe zu identifizieren und Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Die Ergebnisse der Analyse bieten eine solide Grundlage für die Entwicklung von Digitalisierungsstrategien, indem sie aufzeigen, wo Automatisierung und Digitalisierung sinnvoll sind.
Für den praktischen Soforteinsatz nutzen Sie eine Prozesslandkarte auf der Sie Ihre Kern-, Management- und Unterstützungsprozesse erfassen. Stellen Sie sich dann die Fragen: Welche Prozesse sind besonders wichtig? Welche laufen gut, welche weniger gut? Wo könnte Digitalisierung einen Prozess unterstützen?
Links:
- Beispiel einer Prozesslandkarte (Abbildung 3 auf Seite 5; BVA, 2023)
- Umfangreiche Basisliteratur (Staud, 2006)
2. Digitalisierungschecks
Ziel: DigiChecks bieten einen umfassenden Überblick über den Digitalisierungsstand einer Organisation und beleuchten verschiedene Aspekte der Digitalisierung.
Beschreibung: DigiChecks bestehen aus Fragebögen, die Dimensionen wie Organisation, Technik und Personal abdecken. Interne Teams führen sie durch, beantworten die Fragen und dokumentieren die Ergebnisse. Die Analyse der Antworten zeigt Stärken und Schwächen in der digitalen Ausrichtung der Organisation auf. Die Ergebnisse unterstützen gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der digitalen Transformation.
Links:
- Unser auf die Pflege ausgerichteter DigiCheck
- weitere Checks: DiCo-Check https://ita-befragung.de/index.php/175332, DRK Digital-Check https://check.drk.de/
- Digitaler Reifegrad-Checks für Werkstätten für behinderte Menschen
3. Stakeholderanalyse
Ziel: Die Stakeholderanalyse will interne Zielgruppen erkennen und frühzeitig in den Digitalisierungsprozess einbinden.
Beschreibung: Die Analyse identifiziert alle relevanten Akteure in der Organisation, die von der digitalen Transformation betroffen sind oder darauf einwirken. Dies geschieht durch Interviews, Umfragen oder Workshops. Die Analyse bewertet die Interessen, Bedürfnisse und möglichen Widerstände der Stakeholder. Die Ergebnisse helfen, Kommunikationsstrategien zu entwickeln und sicherzustellen, dass alle relevanten Perspektiven in die Digitalisierungsstrategie einfließen. So steigen die Akzeptanz und der Erfolg der Maßnahmen. Auch externe Stakeholder wie Kund*innen, Ärzt*innen, Therapeut*innen, Hilfsmittelanbietende, Kranken- und Pflegekassen, Gesetzgebeende, Kommunen, Kooperationspartner*innen und Mitbewerber*innen werden berücksichtigt.
Links:
4. Trendanalyse
Ziel: Die Trendanalyse soll künftige Entwicklungen und Trends erkennen, die die digitale Transformation beeinflussen.
Beschreibung: Bei der Trendanalyse untersuchen wir aktuelle Markt- und Technologietrends, um ihre potenziellen Auswirkungen auf die Organisation zu bewerten. Um Trends aufzuspüren, können Sie Mitarbeitende befragen, den Austausch mit Stakeholdern suchen, Messen besuchen (mit und ohne Pflegeschwerpunkt), im Internet nach Entwicklungen recherchieren, Trends und Megatrends verfolgen (Social Media, Newsletter etc.) und über den Tellerrand blicken (andere Branchen, Länder). Die Ergebnisse der Trendanalyse unterstützen strategische Entscheidungen und passen die Digitalisierungsstrategie an künftige Entwicklungen an.
Links:
- Erstellen Sie als praktischen Einstieg Ihren eigenen Trendradar, um die Trends einzuordnen, Beispiel: Trendradar-Studie
Definition strategischer Ziele
5. SWOT-Analyse
Ziel: Die SWOT-Analyse dient der Identifikation von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken – hier im Kontext der digitalen Transformation.
Beschreibung: Die Ergebnisse werden in einem quadratischen Diagramm festgehalten, das eine visuelle Übersicht bietet. Haben Sie die oben genannten Methoden angewendet, können Sie die Stärken und Schwächen aus der internen Analyse ableiten, die Chancen und Risiken aus der Umfeldanalyse. Diese Methode hilft, die Betrachtungen zusammenzubringen, strategische Entscheidungen zu treffen und Prioritäten für die Digitalisierungsstrategie zu setzen. In der sogenannten kombinierten Betrachtung können Sie Strategien für die Quadranten ableiten.
Links:
- Es gibt zahlreiche Vordrucke für diese einfache Darstellung, gute Beispiele finden Sie hier
6. Zeitungsartikel aus der Zukunft
Ziel: Diese Kreativ-Methode soll eine klare Vorstellung davon vermitteln, wie die Organisation nach erfolgreicher digitaler Transformation wahrgenommen wird.
Beschreibung: Die Teilnehmenden schreiben einen Artikel, der die künftigen Erfolge und Veränderungen der Organisation schildert. Sie reflektieren über die gewünschten Ergebnisse der Digitalisierungsstrategie und fassen sie erzählerisch zusammen. Diese Methode fördert strategisches Denken und konkretisiert die Vision der digitalen Transformation als Basis für strategisches Handeln.
Links:
Eine gute Anleitung findet sich hier
Kleiner Tipp: Wenn Ihnen das Schreiben schwerfällt, überlegen Sie sich Stichworte und lassen Sie sich durch eine generative KI unterstützten.
7. SMARTe Ziele
Ziel: Die SMART-Methode dient der Formulierung spezifischer, messbarer, attraktiver, realistischer und terminierter Ziele für die digitale Transformation.
Beschreibung: Mit den SMART-Kriterien konkretisieren Sie die strategischen Ziele der Organisation. Sie klären, was erreicht werden soll, wie der Fortschritt messbar ist, ob die Ziele realistisch sind, wie sie zur Gesamtstrategie passen und bis wann sie erreicht werden sollen. Diese Methode sorgt für klare, umsetzbare Ziele und erhöht die Erfolgschancen der Digitalisierungsstrategie.
Links:
- einen genaueren Ablauf mit Beispielen finden Sie hier
Evaluation
PDCA (Plan-Do-Check-Act)
Ziel: Der PDCA-Zyklus dient der kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen und der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien. Er ist dabei sowohl auf die Strategie als auch auf die einzelnen Vorhaben anwendbar.
Beschreibung: Der PDCA-Zyklus besteht aus vier Phasen: Planen (Ziele und Maßnahmen festlegen), Durchführen (Umsetzung der Maßnahmen), Überprüfen (Ergebnisse analysieren) und Handeln (Anpassungen vornehmen). Diese Methode fördert eine iterative Vorgehensweise, bei der die Organisation aus Erfahrungen lernt und sich kontinuierlich verbessert. Der PDCA-Zyklus ist besonders nützlich, um die Fortschritte der digitalen Transformation regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.
Links:
- Eine gute Definition und Beschreibung der Phasen finden Sie beispielsweise hier
- für einen Rückblick / Retrospektive können Sie z. B. die Toffifee-Methode anwenden
Fazit
Sie haben Methoden kennengelernt, um Ihre Digitalisierungsstrategie zu entwickeln. Sicherlich begegnen Ihnen noch weitere Ansätze. Unsere Beratungserfahrung zeigt: Wählen Sie Methoden, die zu Ihnen passen, statt alle durchzugehen. Die Digitalisierungsstrategie ist nur ein Teil der Unternehmensstrategie. Berücksichtigen Sie daher auch übergeordnete Prinzipien wie Leitbilder, Visionen und das Organigramm.
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