Seit drei Jahren rollt TruDi, der Truck der Digitalisierung, durch Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. In Workshops erleben Fach- und Führungskräfte aus dem Gesundheits- und Sozialwesen digitale Technologien hautnah: Sie probieren sie aus, bewerten sie und diskutieren ihren Nutzen. Oft taucht dabei die Frage auf: Wie wählt das TruDi-Team die Technologien aus, die im Truck präsentiert werden? Hier ein Blick hinter die Kulissen: Welche Kriterien zählen, und wie läuft der Auswahlprozess ab?
Von der Idee zur Technologie: Der Weg zur Auswahl
Schon während der laufenden TruDi-Saison sammelt das Team Ideen und Wünsche der Workshopteilnehmenden. Diese Rückmeldungen helfen dabei, digitale Lösungen zu finden, die den Alltag in der Sozialwirtschaft einfacher und besser machen. Auf Fachmessen wie der Altenpflegemesse, Pro Care oder ConSozial testet das Team neue Technologien, knüpft Kontakte und erweitert sein Netzwerk. Parallel dazu recherchiert es kontinuierlich nach Innovationen, die den digitalen Wandel in der Sozialwirtschaft vorantreiben.
In den Wintermonaten (ca. Oktober bis März), wenn der Truck zur Wartung “in den Winterschlaf” geschickt wird, beginnt die heiße Phase: Das Team gleicht Bedarfe mit Technologielisten ab, kontaktiert Hersteller, kauft Geräte und Lizenzen und installiert die neuen Lösungen. Gleichzeitig bereitet es die Beraterinnen und Berater mit Schulungen auf die kommende Saison vor.
TruDi ist kein "Stiftung Warentest", sondern Türöffner
Bei der Auswahl der Technologien erhebt das TruDi-Team keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist nicht mit Institutionen wie „Stiftung-Warentest“ vergleichbar. Vielmehr geht es in unseren Workshops darum, Türen zu öffnen, Horizonte zu erweitern und die Potenziale der Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialwesen aufzuzeigen. Die Workshopteilnehmenden werden aktiv dazu aufgefordert, Schwierigkeiten und Bedürfnisse aus ihrem Berufsalltag zu benennen. Geleitet durch die verschiedenen Technologiefelder wird Ihnen mit TruDi eine Plattform gegeben, Lösungen im Bereich der Digitalisierung auszutesten und deren Nutzen kritisch zu hinterfragen. Ziel eines jeden TruDi-Besuchs ist es, die Workshop-Teilnehmenden zu aktiven Mitgestaltenden im Bereich der Digitalisierung zu machen und ihnen erste, konkrete Ideen mitzugeben, wie Technologien in ihrer individuellen Einrichtung Wirkung entfalten können.
Die Kriterien für die Technologieauswahl
1. Raum und Organisation: Was passt in den Truck?
TruDi ist ein mobiler Showroom mit 8 m² Fläche und ausklappbarer Bühne. Der kompakte Raum ermöglicht es, digitale Lösungen direkt vor Ort zu präsentieren – ohne lange Anfahrtswege oder Ausfallzeiten im Schichtbetrieb. Doch die begrenzte Größe erfordert pragmatische Entscheidungen: Große Geräte wie Hauswirtschaftsroboter bleiben außen vor. Auch Sensoren, die sich auf engem Raum gegenseitig stören könnten, kommen nur eingeschränkt zum Einsatz. Für umfassendere Demonstrationen gibt es alternative Angebote, etwa Musterwohnungen, die solche Technologien in ihrer vollen Funktion zeigen.
2. Verfügbarkeit und Beschaffung: Was ist zugänglich?
Technologien, die schwer zu beschaffen sind oder bei denen sich der Kommunikations- und der Bestellvorgang als kompliziert erweist, werden aussortiert. TruDi möchte den Teilnehmenden den Zugang zu funktionierenden Lösungen ermöglichen – ohne dabei unnötige Hürden zu schaffen.
3. Handhabbarkeit: Was ist praktikabel?
Idealerweise sind die Technologien intuitiv und einfach bedienbar. Doch auch komplexere Lösungen wie digitale Pflegedokumentation oder Tourenplanung finden ihren Platz, wenn sie sinnvoll erscheinen. Das Team wägt ab, was machbar ist, und evaluiert gemeinsam mit den Teilnehmenden. TruDi bleibt im wahrsten Sinne des Wortes „nicht stehen“: Technologien, die veraltet, nicht stabil funktionsfähig oder nicht ausgereift sind, scheiden genauso aus wie solche, die schon weit verbreitet sind.
4. Finanzierbarkeit, Datenschutz und Datensicherheit: Was ist realistisch?
Die Finanzierbarkeit von Digitalisierung und den dazugehörigen Technologien ist ein entscheidendes, aber oft herausforderndes Kriterium. Während der projektinternen Evaluationsphase wird dieses Thema intensiv diskutiert, da der Wert einer Technologie stark von der individuellen Einschätzung der jeweiligen Einrichtung und Fachkräfte abhängt – insbesondere in Bezug auf den erwarteten Nutzen. TruDi ist jedoch keinesfalls ein Verkaufsraum für Technologien. Vielmehr bietet es den Teilnehmenden die Möglichkeit, digitale Lösungen unverbindlich auszuprobieren und sich für die eigene Einrichtung eine individuelle Meinung zu bilden. Um mögliche Hürden zu reduzieren, informiert das TruDi-Team die Einrichtungen über Förderprogramme, die eine Finanzierung erleichtern können. Zudem muss auch das Projekt pulsnetz MuTiG sein begrenztes Budget für die Beschaffung neuer Technologien gezielt einsetzen.
Ein weiteres zentrales Kriterium ist die Einhaltung von Datenschutz und Datensicherheit. Jede Technologie wird daraufhin geprüft, ob sie den rechtlichen Anforderungen entspricht und den Schutz sensibler Daten gewährleistet.
5. Erprobung und Praxisbezug: Was hat sich bewährt?
Das TruDi-Team prüft die aktuelle Studienlage. Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse wird evaluiert, welcher Erfolg und welcher Nutzen für die Gesundheits- und Sozialwirtschaft zu erwarten ist. Auch Referenzen aus der Praxis spielen eine entscheidende Rolle. Es wird also ermittelt, wie viele Einrichtungen das Produkt bereits erfolgreich nutzen und welche Erfahrungen damit gemacht wurden. Ebenso wird bewertet, ob der Hersteller die Bedarfe der Zielgruppe kennt und gezielt darauf eingeht.
6. Zukunftsorientierung: Was hat Potenzial?
TruDi geht über die heutige Praxis hinaus und berücksichtigt auch Technologien, die in der Zukunft großes Potenzial haben könnten. Der Kontakt zu Forschungsinstituten und Innovationsprogrammen hilft dabei, vielversprechende Entwicklungen frühzeitig zu entdecken. Nicht jede Technologie muss daher sofort und perfekt zu den aktuellen Bedürfnissen der Zielgruppe passen. Manche Technologien sind möglicherweise noch kostspielig oder befinden sich in der Entwicklung, zeigen aber bereits heute klare Zukunftsperspektiven für die Digitalisierung im Gesundheits- und Sozialwesen auf. Durch ihre frühzeitige Erprobung können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die langfristig den digitalen Wandel in der Branche mitgestalten.
Spielraum und Ausnahmen
Nicht alle Kriterien müssen immer erfüllt sein. Manchmal testet das Team Technologien für eine Saison, um ihre Praxistauglichkeit zu prüfen. Entscheidend ist, dass die Teilnehmenden neue Perspektiven gewinnen und Ideen entwickeln, wie sie Digitalisierung in ihren Einrichtungen umsetzen können. Produkte, die mehr Potenzial als Perfektion zeigen, haben ebenfalls eine Chance.
Interesse geweckt?
Wenn Sie TruDi live erleben möchten, nehmen Sie gerne Kontakt auf. Der Truck ist vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen unterwegs. Mehr Informationen gibt es hier!
Bild: pulsnetz MuTiG
