Durch technologische Innovationen wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) eröffnen sich in der Pflegebranche neue Perspektiven. AR ergänzt die reale Umgebung durch digitale Zusatzinformationen über Geräte wie Smartphones, Tablets oder spezielle Brillen, während VR das Eintauchen in vollständig computergenerierte 3D-Welten ermöglicht. Dies bietet nicht nur neue Möglichkeiten in der Betreuung und Gesundheitsförderung von Pflegebedürftigen, sondern auch wertvolle Werkzeuge zur Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften.
Hier sind sechs zentrale Einsatzbereiche, in denen AR- und VR-Lösungen bereits heute wertvolle Beiträge leisten:
Mentale Aktivierung und Stressreduktion
AR und VR bieten innovative Möglichkeiten zur mentalen Aktivierung und Entspannung. Ein Beispiel hierfür ist Kaleido, das Senior*innen und Demenzpatient*innen virtuelle Spaziergänge ermöglicht, um ihre Erinnerungen zu stimulieren und kognitive Fähigkeiten zu fördern. Diese Erlebnisse können auch in Gruppen genutzt werden und bieten regelmäßig neue Szenarien. Magic Horizons bietet darüber hinaus VR-Anwendungen, die speziell zur Stressreduktion und mentalen Regeneration entwickelt wurden. Sie kommen therapeutisch unter anderem bei Unruhezuständen oder Altersdepression zum Einsatz.
Erinnerungen neu erleben: Biografiearbeit mit VR
In der Biografiearbeit, besonders für Menschen mit Demenz, kann VR Mehrwerte leisten. Ein Beispiel hierfür ist VitaBlick, das virtuelle Reisen zu bedeutenden Orten der Vergangenheit ermöglicht, wodurch das Erinnerungsvermögen gestärkt und ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt wird. Diese Erlebnisreisen – die in Einzel- und Gruppensettings stattfinden – können von Pflegekräften bequem über ein Tablet gesteuert werden.
VR-Brille Cureo
Fort- und Weiterbildung: AR und VR als Lernplattformen
Die kontinuierliche Fortbildung von Pflegekräften wird durch AR und VR unterstützt. So bieten Plattformen wie StellDirVor, Imsimity, Weltenmacher, UbiSim und We care in VR immersive Lernumgebungen mit 360°-Videos und VR-Skills-Labs, in denen praxisnahe Fähigkeiten sicher erlernt werden können. Diese Anwendungen sind speziell auf klinisches Pflegepersonal und andere pflegende Berufe zugeschnitten, um Ausbildungslücken zu schließen, das Onboarding zu erleichtern und den Umgang mit komplexen Pflegesituationen zu verbessern.
Motorische Rehabilitation: Übung in virtuellen Umgebungen
Ein weiteres Einsatzgebiet ist das Training der Bewegungsfähigkeit und motorischen Funktionen. Hier bietet zum Beispiel Cureo spezialisierte VR-Module, die auf die Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt sind. So können unter anderem der aktive Bewegungsradius erweitert, die Feinmotorik in den Händen oder die Koordinationsfähigkeit durch die immersive Therapie verbessert werden.
Unterstützung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen
AR und VR bieten zudem spezielle Ansätze zur Unterstützung von Menschen mit Behinderungen und Autismus. Ein Beispiel hierfür ist das EU-Projekt Bit the Spectrum, das speziell zur Stärkung von Lese- und sozialemotionalen Fähigkeiten von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen entwickelt wurde. Acesight VR bietet darüber hinaus eine VR-Brille, die Menschen mit Sehbehinderungen unterstützt, indem sie im Alltag und beim Fernsehen auch bei schlechten Lichtverhältnissen klare Bilder liefert.
VR-Brille Bit the Spectrum
Traumata bewältigen: VR in der psychotherapeutischen Arbeit
VR-Anwendungen können heute auch bereits die Effektivität und Intensität psychischer Therapien wirkungsvoll unterstützen. VirtuallyThere und Psylaris Care bieten VR-basierte Therapien, die es Betroffenen ermöglichen, traumatische Erlebnisse in einer sicheren, kontrollierten Umgebung zu verarbeiten. Diese Technologien bieten Zugang zu umfangreichen Mediatheken mit virtuellen Szenarien, die speziell für die Therapie von Angststörungen und Phobien in Form von Expositionen entwickelt wurden. Die VR-Lösungen bieten eine günstige Form der Behandlung, die auch aus der Ferne möglich ist.
Vertiefende Informationen
Die Einsatzmöglichkeiten von AR und VR in der Pflege bieten spannende neue Möglichkeiten, Alltagssituationen in der Pflege technologisch zu unterstützen und die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu erhöhen. Diese Technologien eröffnen innovative Wege zur Schulung von Pflegepersonal, zur Unterstützung unterschiedlichster therapeutischer Maßnahmen und zur Bereitstellung einzigartiger Erlebnisse für die Betroffenen. Weiterführende Informationen sowie praktische Beispiele zu diesen Themen finden Sie hier im Flyer.