Digitalisierung im Pflegealltag der Zukunft Wissen

Unsere Beraterin Larissa Mazreku zeigt auf, wie vielfältig digitale Tools in der Pflege genutzt werden können.


Die Pflege in Deutschland steht jetzt schon vor gewaltigen Herausforderungen, die sich in den nächsten Jahren zudem eher verschärfen als abschwächen werden: Demographischer Wandel und Fachkräftemangel erfordern grundlegende Veränderungen, um auch in Zukunft die angemessene Versorgung der Pflegebedürftigen sicherstellen zu können. Ein zentrales Werkzeug dabei ist die Digitalisierung, die auf unterschiedlichen Ebenen dazu beitragen kann, die Situation in den Einrichtungen nachhaltig zu verbessern.

Dabei kann Digitalisierung 

  • Pflegekräfte entlasten und Arbeitsbedingungen verbessern,  
  • Arbeitszeit einsparen, 
  • die Qualität der Pflege steigern und schließlich 
  • die Sicherheit in der Pflege erhöhen und damit Teilhabe von Bewohnenden verbessern sowie Selbständigkeit und Selbstbestimmung länger erhalten. 

In dem Bericht „Potenziale einer Pflege 4.0“ arbeitet die Bertelsmann Stiftung einige Good-Practice-Beispiele heraus, die zeigen, wie Digitalisierung heute schon die oben beschriebenen Effekte erzielen kann: 

Der wahrscheinlich wichtigste Aspekt, ist die Entlastung der Pflegekräfte in vielerlei Hinsicht: Hoher Zeitdruck, Arbeitsverdichtung sowie ungeplante Ereignisse sind tägliche psychische Belastungsfaktoren, die sich durch den Einsatz von Technologien – insbesondere in der Abendschicht – verringert haben. Durch eine sprachbasierte Dokumentation können beispielweise Prozesse, die im Arbeitsalltag viel Zeit in Anspruch nehmen, schneller ausgeführt werden. So sagen in einer Einrichtung mehr als 80 Prozent der Mitarbeitenden, dass der Einsatz einer sprachbasierten Dokumentation ihnen den Arbeitsalltag erheblich erleichtert. Auch Roboter können hier einen Beitrag leisten: Sie können insbesondere die Senior*innen unterhalten und aktivieren, während die Pflegenden Medikamente ausgeben oder andere Bewohner*innen auf die Toilette begleiten. Systeme die bei der Umlagerung von Bewohner*innen unterstützen (z. B. Liftsysteme oder Hydraulikstühle), entlasten körperlich. 

So wird Stress insgesamt reduziert und die Arbeitszufriedenheit gesteigert, was wiederum mit weniger krankheitsbedingten Fehltagen und Kündigungen einhergeht. Die befragten Mitarbeitenden berichten über „volle Akkus“ im Zusammenhang mit den Technologien und viele können sich vorstellen bis zur Rente in dem Beruf zu bleiben. Durch Digitalisierung entsteht zudem eine größere Vielfalt an Aufgaben, was den Mitarbeitenden neue Impulse und Raum gibt, ihre Kompetenzen zu erweitern.  

Eng damit verbunden ist die Möglichkeit, Arbeitszeit einzusparen. Hier ist neben der oben bereits genannten Möglichkeit schnellerer Dokumentation insbesondere auch die Verminderung unnötiger Laufwege durch beispielsweise eine Sturz- oder Inkontinenz-Sensorik zu nennen. Diese Zeit kann dann für die Aspekte der Pflege genutzt werden, die die Mitarbeitenden als befriedigend empfinden und die sich unmittelbar auf die Pflegequalität auswirken. 

Auch darüber hinaus lässt sich die Qualität der Pflege durch die Digitalisierung steigern: So können durch eine zeitnahe digitalisierte Dokumentation und bessere Kommunikation vorgegebene Standards besser eingehalten werden. Eine zentralisierte, übersichtliche und ortsunabhängige Datensammlung kann gleichzeitig bessere Entscheidungen ermöglichen. Zudem wird der interprofessionelle Austausch mit ärztlichem Fachpersonal, Physiotherapeut*innen oder Ernährungsberater*innen vereinfacht. Hier kann die Pflege neben der gemeinsamen Dokumentation z.B. durch die Datenbrille oder telemedizinische Anwendungen mit behandelnden Ärzten unterstützt werden. Schließlich können automatisierte Systeme auch die regelmäßige Umlagerung bettlägeriger Bewohner*innen sicherstellen. 

Schließlich ermöglichen digitale Systeme Bewohner*innen einen besseren Schlaf: So können Unterhaltungsroboter die Bewohnenden tagsüber aktivieren, was sich positiv auf den Nachtschlaf auswirkt und damit den Bedarf an Schlafmedikation senkt. Zum andern müssen Bewohner*innen mit Inkontinenz oder Demenz durch entsprechende Systeme in der Nacht seltener geweckt werden. 

Digitalisierung kann auch die Sicherheit in der Pflege erhöhen – sowohl für die Bewohnenden als auch für die Mitarbeitenden: Sturzsensoren können beispielsweise automatisch das Personal benachrichtigen, wodurch sich Bewohnendeneher trauen, Dinge selbstständig zu versuchen, im Bewusstsein, dass ihnen jemand zur Hilfe kommt, wenn sie stürzen sollten.. Auch Sensorik die Mitarbeitende darauf hinweist, wenn Bewohnendebestimmte Bereiche verlassen, nimmt den Mitarbeitenden unnötigen Stress und erlaubt gleichzeitig im Ernstfall kürzere Reaktionszeiten.  

Auch können Bewohnende, Angehörige und Pflegepersonal auf digitalem Weg einfacher miteinander kommunizieren – beispielsweise per Videoanruf oder über spezialisierte Messenger. Pflegende berichten von besserer Kooperation und Kommunikation mit den Bewohnendensowie Angehörigen und internen wie externen Kolleg*innen.  

Digitalisierung kann also einen wichtigen Beitrag dabei leisten, den Alltag in Pflegeeinrichtungen für alle Beteiligten zu verbessern. Dabei ist die Akzeptanz von Digitalisierungsprojekten in der Regel hoch, wenn die Mitarbeitenden hier von Anfang an eingebunden und die Projekte systematisch umgesetzt und kommuniziert werden. So kommt eine Studie des IEGUS-Instituts zur Arbeitsplatzqualität in der Pflege zu dem Schluss, dass die meisten eingeführten digitalen Technologien von den jeweiligen Mitarbeitenden als sinnvoll und hilfreich angesehen werden. Gleichzeitig ist aber noch lange nicht alles, was die Mitarbeitenden als sinnvoll und hilfreich ansehen, auch bereits eingeführt. 

Wenn Sie Fragen dazu haben, kontaktieren Sie uns gerne. 

Autorin: Larissa Mazreku
Bild: AdobeStock/Robert Kneschke