Um erfolgreich eine Technologie in einer Organisation einzuführen, braucht es mehr als einen Kaufvertrag oder einen Vertrag mit einem technischen Dienstleister. Wenn nicht einfach ein bestehendes Werkzeug durch ein anderes mit derselben Funktion ersetzt wird, ist eine solche Einführung immer mit einem mehr oder weniger aufwendigen Change-Projekt verbunden. Sie ist letztlich darauf angewiesen, dass die relevanten Mitarbeitenden die Technologie akzeptieren und aktiv in ihren Arbeitsalltag integrieren.
Auf der Grundlage der relevanten wissenschaftlichen Forschung stellen wir Ihnen an dieser Stelle vier Ansatzpunkte vor, die genau an dieser Stellte maßgeblich sind – für die Akzeptanz der Technologie durch die Mitarbeitenden.
1. Technologie muss Pflegenden tatsächlichen Nutzen bieten
Der erste und vielleicht offensichtlichste Faktor, ob eine Technologie von den Mitarbeitenden akzeptiert und genutzt wird, ist die Abwägung zwischen dem Nutzen und den Kosten der Nutzung. Auf der finanziellen Ebene haben wir uns dieser Frage bereits an anderer Stelle gewidmet, deshalb blicken wir hier auf den konkreten und alltäglichen Umgang.
Hier geht es in erster Linie darum, dass eine Technologie den Arbeitsalltag nicht komplizierter macht, sondern tatsächlich vereinfacht oder verbessert. Eine Möglichkeit ist, dass ein unangenehmer Aspekt der Arbeit angenehmer gestaltet wird – beispielsweise durch die Möglichkeit einer digitalen Dokumentation direkt im Bewohnerzimmer – oder gleich komplett überflüssig wird. Ebenso relevant ist es aber, wie aufwändig und lang die Einarbeitung in den Umgang mit dieser Technologie ist und ob sie im Alltag auch zuverlässig, so wie erwartet, funktioniert.
Dabei sind jedoch nicht der tatsächliche Nutzen und die tatsächlichen Kosten relevant, sondern die Wahrnehmung durch die Mitarbeitenden. Eine Technologie kann für alle Seiten noch so nützlich und effizient sein, wenn dieser Nutzen nicht auch wahrgenommen, verstanden und akzeptiert wird. Dies ist wiederum aber natürlich nur dann möglich, wenn er auch tatsächlich vorhanden ist.
Wenn Sie eine Technologie einführen möchten, die von den Mitarbeitenden selbst akzeptiert und genutzt werden soll, achten Sie also darauf, dass sie diese Mitarbeitenden von Anfang an in den Prozess einbeziehen. Die Mitarbeitenden selbst müssen erkennen, dass diese Technologie ihnen einen konkreten Nutzen bringt. Können sie dies nicht erkennen, stellt sich die Frage, ob die entsprechende Technologie tatsächlich eingeführt werden sollte.
Unsere Technologiewerkstatt mit einem Besuch des Trucks der Digitalisierung setzt genau hier an und zeigt Ihren Mitarbeitenden, wie unterschiedliche Technologien ihren Arbeitsalltag vereinfachen können. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
2. Mitarbeitende brauchen Neugier und Innovationsfreude
Ein zweiter Faktor, der sich in zahlreichen Arbeiten zur Akzeptanz von Technologie am Arbeitsplatz findet (z. B. Venkatesh & Davis 2000 und Yi und Kolleg*innen 2006), ist die persönliche Neugier auf und Freude am Umgang mit neuen Technologien. Für Yi und Kolleg*innen ist er in ihrer umfangreichen Analyse sogar der entscheidende, der sich alle anderen hier beschriebenen Aspekte maßgeblich beeinflusst.
Idealerweise haben Mitarbeitende aus sich heraus einen Antrieb, neue Technologien auszuprobieren und sie darauf abzuklopfen, ob sie im Arbeitsalltag eine Hilfe sein können. Von dort ist es ein kurzer Weg, dass sie diese dann auch in ihrem Arbeitsalltag einzusetzen versuchen – selbst wenn es am Anfang noch ein wenig hakt und ruckelt.
Neugier und Innovationsfreude ist bei den Mitarbeitenden jedoch keineswegs fix und unveränderbar. Sie ist vielmehr in hohem Maße davon abhängig, welche Erfahrungen die Mitarbeitenden bislang mit Technologien in ihrem Arbeitsalltag gemacht haben. Auch die allgemeine Atmosphäre im Team spielt eine zentrale Rolle dabei, eine solche Neugier zu erhalten oder auch zu entwickeln.
Diese Erfahrungen und die herrschende Atmosphäre lassen sich auch seitens der Führungskräfte maßgeblich beeinflussen:
- Schaffen Sie für die Mitarbeitenden Räume und Möglichkeiten, sich spielerisch und ohne Druck mit neuen Technologien zu beschäftigen, sie unverbindlich kennenzulernen und auszuprobieren.
- Führen Sie gerade zu Beginn nur Technologien ein, deren Nutzen auch für die Mitarbeitenden schnell offensichtlich wird und die diesen Nutzen auch verlässlich erbringen, um von Anfang an positive Erfahrungen zu ermöglichen.
- Leben Sie selbst diese offene und ehrliche Neugier vor und zeigen Sie ehrliches Interesse daran, wie Sie Technologien einsetzen können, um Ihren Mitarbeitenden das Leben zu vereinfachen und zu verbessern.
In unserer Technologiewerkstatt mit einem Besuch des Trucks der Digitalisierung haben Ihre Mitarbeitenden die Möglichkeit, verschiedene Technologien auszuprobieren und kennenzulernen. Mehr Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
3. Neue Technologien müssen Pflegenden Handlungsspielräume eröffnen
Mit der Neugier und Innovationsfreude eng verbunden ist die Frage nach den Handlungsspielräumen, die die Mitarbeitenden für sich sehen, wenn es um die Einführung oder die Nutzung einer neuen Technologie geht – in der wissenschaftlichen Literatur beispielsweise bei Ajzen 1991. Dies ist gerade bei der Frage wichtig, ob sich Mitarbeitende und auch Führungskräfte aktiv in Digitalisierungsprozesse einbringen und dort besonderes Engagement zeigen.
Wichtig ist auch hier wieder, dass diese Spielräume, eigene Ideen und Kompetenzen einzubringen, nicht nur faktisch vorhanden sind, sondern auch von den Mitarbeitenden als solche wahrgenommen werden. Ansonsten entstehen Gedanken wie „Ich würde ja gerne aber …“ oder „Das bringt ja sowieso nichts.“ Auf diese Weise geht nicht nur Innovationspotenzial verloren, sondern Mitarbeitende wie Führungskräfte werden zudem unzufrieden.
Hier ist besonders die Atmosphäre innerhalb des Teams mit Blick auf eine Technologie maßgeblich: Mitarbeitende merken, ob tatsächlich von ihnen erwartet wird, dass sie eine bestimmte Technologie nutzen oder ob die Kolleg*innen diese Technologie selbstverständlich und gerne nutzen oder eigentlich eher als Belastung erleben. Auch der Umgang mit Fehlern, die beim Einsatz neuer Technologien unvermeidlich sind, spielt hier eine zentrale Rolle, ob die Mitarbeitenden es „riskieren“, sich auf Veränderungen einzulassen.
Hier haben Führungskräfte ebenfalls einige Möglichkeiten, den Mitarbeitenden Handlungsspielräume nicht nur zu eröffnen, sondern ihnen auch als solche sichtbar zu machen:
- Fragen Sie Mitarbeitende regelmäßig und niedrigschwellig nach ihren Meinungen, ihren Ideen und Bedürfnissen. Zeigen Sie dann, dass Sie die Antworten ernst nehmen und sich dafür einsetzen, Vorschläge auch konkret umzusetzen.
- Arbeiten Sie auf eine Arbeitsatmosphäre hin, in der digitale Technologien ein selbstverständlicher Teil des Arbeitsalltags sind, ebenso wie die damit verbundenen Veränderungen.
- Arbeiten Sie auf eine Arbeitsatmosphäre hin, in der sich die Mitarbeitenden sicher fühlen, eigene Ideen einzubringen und auch umzusetzen. Stärken Sie als direkte Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden den Rücken, gerade im Hinblick auf höhere Führungsebenen.
Ein weiterer Punkt, der es schwieriger macht, vorhandene Handlungsspielräume als solche wahrzunehmen und kompetent auszunutzen, ist das Gefühl, einer Technologie „ausgeliefert“ zu sein – ihr also gleichzeitig nicht entkommen zu können, weil sie beispielsweise verpflichtend eingesetzt werden muss, sie dann aber nicht selbst zu beherrschen.
Unser Online-Training Digitalkompetenz ermöglicht Ihren Mitarbeitenden, wichtige allgemeine Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien zu erlernen – von digitalen Arbeitsweisen über die Fehlerbehebung bis hin zum datensensiblen Arbeiten. Mehr Informationen finden Sie hier.
Dies bringt uns zum vierten und letzten Ansatzpunkt, die Akzeptanz einer Technologie zu fördern, das Wissen und Verstehen.
4. Pflegende müssen Zeit bekommen, Technologien kennenzulernen und zu verstehen
Schließlich lassen sich technologische Möglichkeiten, persönliche Neugier und Interesse sowie fachliche Kompetenz nur dann nachhaltig zusammenbringen, wenn Mitarbeitende wie Führungskräfte über ausreichendes Wissen im Bereich der Digitalisierung im Allgemeinen aber auch über konkrete Technologien verfügen – insbesondere, wenn diese Technologien in einer konkreten Organisation oder einer spezifischen Einrichtung eingesetzt werden sollen.
Mit dem Blick auf digitale Innovationen und Technologien lassen sich dabei drei Arten von Wissen unterscheiden (in Anlehnung an Rogers 1995):
- Das Wissen um die Existenz einer digitalen Technologie oder eines Lösungsansatzes, was sie überhaupt erst in die Lage versetzt, über diese im Kontext ihrer eigenen Organisation nachzudenken.
- Das Wissen um die Nutzung einer Technologie, also darüber, wie diese grundlegend funktioniert und wie sie angewendet werden kann. Dabei ist dieser Punkt umso wichtiger, je komplexer die Technologie auf den ersten Blich erscheint.
- Das Wissen um die Prinzipien der Technologie, also wie sich diese in ihrem Einsatz konkret auf die Arbeitsprozesse auswirkt, welche Dynamiken sie innerhalb des Teams auslöst und wie die Mitarbeitenden mit ihr interagieren.
An dieser Stelle spielen die Kommunikation, der regelmäßige Austausch und natürlich auch die direkte Wissensvermittlung eine zentrale Rolle. Hier ist es wichtig, die oben beschriebenen unterschiedlichen Funktionen des Wissens im Blick zu behalten und die Formate auf diese Aspekte zuzuschneiden.
Wenn Sie in Ihrer Organisation eine konkrete neue Technologie einführen wollen, aber auch wenn Sie sich allgemein auf den spannenden, aber auch anstrengenden Weg der Digitalisierung machen wollen, sollten Sie die vier hier beschriebenen Ansatzpunkte immer im Blick behalten, um sicherzustellen, dass sie die erhofften Vorteile aus der Digitalisierung auch wirklich realisieren können.
Wenn wir Sie dabei unterstützen sollen, sprechen Sie uns gerne an. Organisationen in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen können wir kostenfreie Beratung oder entsprechende Fortbildungen anbieten.
Quellen
- Ajzen, Icek (1991): "The theory of planned behavior". Organizational Behavior and Human Decision Processes. 50 (2): 179–211.
- Davis, F., Bagozzi, P. and Warshaw, P. (1989): “User acceptance of computer technology - a comparison of two theoretical models”, Management Science 35(8), 982–1003.
- Rogers, Everett M. (1995): Diffusion of innovations. 4. Auflage. Free Press, New York NY u. a. 1995.
- Venkatesh, V. and Davis, F. (2000): ‘A theoretical extension of the technology acceptance model: Four longitudinal field studies.’, Management Science 46(2), 186–204.
- Yi, M. Y., Jackson, J. D., Park, Jae S., J. S., & Probst, J. C. (2006): Understanding information technology acceptance by individual professionals: Toward an integrative view. Information & Management, 43, 350–363.
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